Wie
alle, denen Hockey im RRK eine Herzensangelegenheit ist, leide auch ich
und bin enttäuscht. Auch oder gerade im Sport kann man so brutal aus
Träumen gerissen werden und sich vom Schicksal ungerecht behandelt
fühlen. Jeweils ein zu wenig geschossenes Tor hat den 1. Damen den
Zugang zu den Play-off-Viertelfinals verwehrt und die 1. Herren aus der
1. Hallen-Bundesliga verbannt. Natürlich war viel Pech im Spiel und
natürlich hätten beide Mannschaften selbst schon viel früher für klare
Verhältnisse sorgen und sich und den Fans einen stressfreieren 4.
Adventssonntag bescheren können.
Dies ist
nicht gelungen, aber trotz aller eigener Versäumnisse hätte man erwarten
können, dass der RRK, wenn schon nicht mit Samthandschuhen, so doch
zumindest sportlich fair behandelt wird. Und dies vermisse ich, und
darüber bin ich verärgert. Da schenken starke Frankfurter den auswärts
schwachen Stuttgartern den entscheidenden Sieg, wohl wissend, was für
den hessischen Nachbarn auf dem Spiel steht. Da werden nachweislich
regulär erzielte Treffer von offensichtlich überforderten
Schiedsrichtern nicht gegeben, wohl wissend, wie entscheidend gerade
diese Tore sein könnten. Ich will nicht behaupten, dass dahinter eine
Absicht steht. Ebenso töricht wäre es, dahinter geplante Aktionen zu
sehen. Aber Grübeln sei erlaubt, insbesondere dann, wenn man sich die
beiden Abschlusstabellen betrachtet: Bei den Damen gehen Mannheim und
München in die Play-offs, bei den Herren verbleiben München, Stuttgart
und Nürnberg in der 1. Hallenhockey-Bundesliga, Mannheim und Frankfurt
sowieso. Was zum Teufel sucht Rüsselsheim in diesen betuchten Kreisen?
Wie dem
auch sei, der RRK muss die nicht mehr zu revidierenden Tatsachen
akzeptieren und hoffen, dass das Zähneknirschen auch in Frankfurt oder
vielleicht sogar beim DHB gehört wird. Wer immer sich jetzt im
"Nachkarten" gefällt, sollte einen Blick auf die gesamte Hallensaison
werfen und die gewiss nicht leichten Situationen bedenken, mit denen
beide RRK-Mannschaften und ihre Trainer von Anfang an konfrontiert
waren. Erfahrene Spielerinnen und Spieler haben dem RRK – aus oft
nachvollziehbaren Gründen – den Rücken gekehrt oder standen zumindest in
dieser Saison nicht zur Verfügung. Das hat zu Verunsicherung und
Leistungsabfall geführt. Jüngere Talente und Neuzugänge haben die Lücken
zum Teil schließen können und sich in erstaunlich kurzer Zeit im recht
rauen Klima der 1. Ligen behauptet. Das ist aller Ehren wert und
verdient uneingeschränkte Anerkennung.
Die 1.
Damen und die 1. Herren durchleben eine Phase des Umbruchs. Man kann
daher nicht erwarten, dass Spielverständnis, taktisches Geschick und
Durchsetzungsvermögen, welches die Damen- und Herrenmannschaften
vergangener Jahre auszeichnete, schon jetzt ausreichend entwickelt sind.
Dazu braucht es Zeit und diese Zeit sollte, ja muss man den Mannschaften
geben. Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren ist der Zusammenhalt
spürbar und der Wille zur Leistung erkennbar. Damit sind, und mit dieser
Auffassung stehe ich nicht allein, die beiden Grundvoraussetzungen
vorhanden, die zum Erfolg führen werden. Die Mitglieder des
RRK-Vorstands und ich im Besonderen sind sicher, dass die verständliche
Niedergeschlagenheit schon sehr bald wieder einem optimistischen "Jetzt
erst recht" weichen wird.
Dr.
Dietmar Klausen