Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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RRK bietet für seine Trainer und Betreuer Kurzseminar "Kindeswohlgefährdung" am 1. Oktober 2011 an

 

 

Sportbund-Info-Veranstaltung relativ gut besucht − Missbrauch in Sportvereinen − Wie gehen wir damit um?

Die Info-Veranstaltung "Missbrauch in Sportvereinen" des Sportbunds Rüsselsheim am 5. November 2011 war mit 15 Teilnehmern relativ gut besucht. Darüber hinaus steht der Sportbund für alle Fragen zu diesem Thema als Gesprächspartner zur Verfügung. Selbstverständlich werden alle Infos vertraulich behandelt.

Hier der Bericht des "Rüsselsheimer Echo" über die Veranstaltung vom 12.11.2011:

Hinschauen und Frühwarnsysteme entwickeln

Sportbund: DFB-Trainer Michael Köcher referiert zum Thema "Missbrauch in Sportvereinen – Wie gehen wir damit um?"

Öffentlich bekannt gewordene Vorfälle von sexuellem Missbrauch in Berlin und in der hessischen Odenwaldschule sowie sein alljährliches Round-Table-Gespräch mit den Mitgliedsvereinen nahm jetzt der Sportbund Rüsselsheim zum Anlass für eine Informations- und Seminarveranstaltung "Missbrauch in Sportvereinen – Wie gehen wir damit um?".

Als Fachreferent war dazu der Sportlehrer und DFB-Trainer Michael Köcher eingeladen, der als Experte auch bei der Sportjugend und bei den Landessportbünden Rheinland-Pfalz und Hessen tätig ist. Zuhörer im Stadion Am Sommerdamm waren 16 Betreuer, Trainerinnen, Jugendvertreter und Übungsleiterinnen aus hiesigen Vereinen.

Anhand von Fallbeispielen, echten und fiktiven, machten Referent und Seminarteilnehmer deutlich, ab wann im Sport von sexueller Belästigung oder von sexuellem Missbrauch ausgegangen werden kann. Da ging es etwa um einen erfolgreichen Leistungstrainer, der nach gewonnenen Spielen die Mädchen seiner Mannschaft gerne auf seinen Schoß zieht und mit ihnen Zärtlichkeiten austauscht. Grapschen oder Grenzüberschreitung? "Siegesfreude lässt sich auch harmloser ausdrücken, etwa mit verbalem Lob oder einem Händedruck", gab der Referent zu bedenken.

Sportvereine, riet der Referent, dürften und sollten auch in Fällen, in denen Anzeichen auf Missbrauch in den Familien der Kinder auftauchten, nicht wegschauen, sondern sie sollten fachlichen Rat und Unterstützung einholen. Dachverbände (www.sportjugend-hessen.de) oder Hilfsorganisationen wie Wildwasser und Zartbitter, Jugendamt, Polizei oder Pro-Familia-Beratungsstellen seien offen für Gespräche und Ratschläge.

Bei der Polizei in Rüsselsheim etwa stehe eigens eine erfahrene Fachkraft zur Verfügung, so ein Hinweis von Judoka Peter Kreuzer, der als stellvertretender Sportbundvorsitzender dieses Seminar angeregt hatte, organisierte und betreute. Gerade in Sportvereinen seien Fälle von Vernachlässigung, Misshandlung (zu denen auch Demütigungen und Beleidigungen wie "Du bist zu fett, das schaffst Du nie" gehören), von Kindeswohlgefährdung und von sexuellem Missbrauch nicht selten, hieß es in der lebhaften Diskussion. Eine Kultur des Hinschauens praktizieren, den Sportvereinen einen Verhaltenskodex an die Hand geben sowie Frühwarnsysteme entwickeln, lauteten die Lösungsvorschläge.

Juristische Grundlage seien stets Jugendhilfegesetz und Strafrecht. "Sich kümmern" riet Michael Köcher, der mit Flipchart, Laptop und Beamer seine Ausführungen verdeutlichte. Köcher empfiehlt den Vereinen, bei der Einstellung von Trainern nach dem Beispiel des DFB außer einem polizeilichen Führungszeugnis neuesten Datums auch ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis zu verlangen, zwar ein kleiner Mehraufwand, der jedoch mehr Sicherheit biete. Denn die Erfahrung lehre, dass sich mitunter Trainer andienten, die wegen Zugriffen bereits mehrfach die Vereine wechselten, dies aber dem neuen Verein verschwiegen. Trainer und Betreuer, empfahl Köcher, sollten ihre Schützlinge ohnehin nicht allein für den Sport, sondern "auch fürs Leben betreuen" und Vorbilder sein. Das falle zwar mitunter schwer, wenn die Eltern etwa zu Punktspielen ihre Kinder "auf dem Parkplatz einfach nur aus dem Auto werfen" und ansonsten für die Trainer und Betreuer unsichtbar blieben. Einmal monatlich, empfahl der Referent, sollte deshalb eine Kontaktaufnahme im persönlichen Gespräch oder am Telefon möglich sein.

Auch ein "Tag der offenen Tür" sei eine gute Gelegenheit, zu zeigen, was im Training mit den Kindern geschehe. Grundsätzlich sei auch im Sportverein ein verantwortungsvoller Kinderschutz zu gewährleisten, der außerdem für jeden Verein eine gute Imagepflege sei.


"Einfach nur ärgerlich und enttäuschend!"

Der RRK bietet für seine Trainer und Betreuer das Kurzseminar "Kindeswohlgefährdung" an, doch die Angesprochenen haben offensichtlich kein Interesse. Nur so ist zu erklären, dass sich von 66 angeschriebenen Personen (Trainer, Betreuer, Abteilungsleitungen und Gesamtvorstand) nur 8 Personen gemeldet haben − 6 Zusagen und 2 Absagen. Die Zusagen kamen allesamt von Mitgliedern des Gesamtvorstands. Der Großteil der Angesprochenen hat es somit nicht einmal für nötig gefunden, zu antworten.

Ist das Thema "Kindeswohlgefährdung" für Trainer und Eltern von jugendlichen Sportlern im RRK wirklich so uninteressant, glaubt der angesprochene Personenkreis, dass er die Problematik dieses Themas, das

  • körperliche und seelische Vernachlässigung

  • emotionale/seelische Misshandlung

  • körperliche Misshandlung

  • sexuelle Gewalt

betrifft, schon kennt und daher auf weitere Information verzichten kann. Natürlich ist "Kindeswohlgefährdung" nicht nur ein Thema für Sportvereine, aber auch für Sportvereine. Selbst wenn wir keine Veranlassung haben, eine Gefährdung in unseren Reihen zu vermuten, sollten wir dennoch Alles tun, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Alle Angesprochenen, die unser Angebot negiert haben, sollten sich fragen, ob das die richtig Entscheidung war.

Für den RRK-Vorstand ist das Ergebnis einfach nur ärgerlich und enttäuschend. Das Seminar wurde abgesagt!

Rüsselsheim, 29.09.2011

Wilfried Hoffmann, Schatzmeister des RRK