Aus "Main-Spitze" vom
19.09.2009:
Seine Soldaten lassen ihn nicht los
FRANZ JOSEF JUNG
Wandern mit dem Verteidigungsminister: Zwischen Ruderbooten,
Kapellen-Besuch und Altstadtfest ist die Bundeswehr immer wieder Thema
Von Alexandra Eisen
Sie mögen weit entfernt
stationiert sein, im Kongo, in Afghanistan oder im Nahen Osten. Doch die
deutschen Soldaten sind Franz Josef Jung immer nah. Kaum ein
Zwischenstopp vergeht beim Wahlkampftermin an diesem sonnigen
Spätsommertag im Wahlkreis Groß-Gerau, bei dem der Verteidigungsminister
es nicht schafft, den manchmal doch sehr großen Bogen zu spannen zum
deutschen Einsatz "für Sicherheit, Frieden und Freiheit" und zu dem
eindringlichen Appell, "dass unsere Soldatinnen und Soldaten Dank und
Unterstützung verdient haben".
Es scheint, als könne er
das, zumal in diesen für ihn auch bitteren Tagen nach den Angriffen in
Kundus, nicht oft genug sagen. Der 60-Jährige tut das in seiner sehr
ruhigen, unaufgeregten Art, aber mit Nachdruck. Dass da einer steht, der
eigentlich lieber etwas anderes machen würde, diesen Eindruck hat der
Beobachter nie. Gerade in seiner Anfangszeit als Verteidigungsminister
hat man ihm das gerne vorgeworfen. Franz Josef Jung sagt: "Mein Amt
macht mir Freude." Er sei bereit, auch nach der Bundestagswahl
weiterzumachen, wenn es denn "die Chance dazu gibt".
Heute aber ist Jung nicht
vornehmlich als Minister der Verteidigung unterwegs, sondern als
Spitzenkandidat der hessischen CDU und Direktkandidat für den Wahlkreis
Groß-Gerau. Zwanzig solcher Termine hat er in den vergangenen zehn
Wochen absolviert; ein "Crashkurs im Händeschütteln", wie er lachend
bemerkt. Die Bürger hätten ihn hier gut aufgenommen – obwohl der
Wahlkreis nicht so richtig "seiner" ist.
"Wie sieht Ihre
Jugendarbeit aus?" – Franz Josef Jung (links) beim Rüsselsheimer RK
im Gespräch mit Vorsitzendem Dietmar Klausen (2.v.r.) und
Hockey-Mädchenleiterin Birgit Jacobi. |
Keine Berührungsängste
Der Wahlkreis von Jungs
Heimat, dem Rheingau, war bereits besetzt, also hat die CDU für ihren
Spitzenmann Groß-Gerau ausgeguckt, wo der CDU-Bundestagsabgeordnete
Gerald Weiß nicht mehr kandidieren wollte. Kein leichtes Terrain. Jung
hat hier mit Gerold Reichenbach einen starken Gegner, 2002 und 2005
holte der das Direktmandat für die SPD. "Ich will in Berlin eine starke
Stimme für diese Region sein", sagt Jung. Er sagt es ein bisschen
kämpferisch, aber auch Pflichtbewusstsein schwingt in diesen Worten mit.
Brötchen und Fleischwurst
verteilen die Mitglieder der Rüsselsheimer CDU zur Stärkung am
Kunstzentrum Opelvillen. Bodenständige Verpflegung, herrschaftliches
Ambiente. Das "Schloss am Main", wie Friedrich Opel sein Anwesen gerne
nannte, ist Startpunkt zur "Wanderung mit Dr. Franz Josef Jung". Der
Minister hat nicht nur seine Sicherheitsleute mitgebracht, sondern auch
Ehefrau Beate, die ihren Mann bei solchen Terminen gerne begleitet, auch
wenn sie meist dezent im Hintergrund bleibt. Die Bürger des Wahlkreises
Groß-Gerau lernen ihren Kandidaten und der wiederum seinen Wahlkreis
kennen. "Ich gehe gern auf die Menschen zu und ich vergesse nie, wo ich
herkomme", sagt Winzersohn Jung. "Und die Menschen haben auch bei mir
keine Berührungsängste."
Bester Beweis dafür ist
Oliver Pooch, Ruderer und Bootsbauer beim Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK)
08. Der Mann mit der grünen Arbeitslatzhose hatte noch gar nicht mit dem
Eintreffen des Ministers gerechnet, der Vorsitzende ist auch noch nicht
zur Stelle, aber was soll´s. Pooch beantwortet Fragen, zeigt die
schnittigen Ruderboote und freut sich gemeinsam mit dem Minister
darüber, dass der Deutschland-Achter wieder erfolgreich ist. "Viele
Ruderer sind bei der Bundeswehr in der Sportförderung, im neuen
Deutschland-Achter sind allein vier von uns", erzählt Jung stolz.
Aus der Geschichte lernen
Die Hockeyplätze des RRK,
der zu den erfolgreichsten deutschen Hockey-Vereinen zählt, sind das
nächste Ziel. Während die zehn- bis zwölfjährigen B-Mädchen gegen den
schweren Gegner Wiesbadener THC kämpfen, soll der Minister selbst einen
Ball schlagen – er trifft sauber, die Kameras klicken. Auch das gehört
zum Wahlkampf.
Mit dem Bus geht es weiter
zum Mönchhof-Gelände zwischen Raunheim und Kelsterbach, ehemaliger
Standort der Caltex Raffinerie, 110 Hektar groß. Das größte
zusammenhängende Gewerbegebiet der Rhein-Main-Region soll hier in den
nächsten Jahren entstehen. Noch dominieren Brachland, Bagger,
Schutthaufen, und ganz am Rande steht eine kleine Kapelle mit Friedhof.
Mit finanzieller Unterstützung des Geländebesitzers, der Fraport
Immobilien- und Entwicklungsgesellschaft, wird das unter Denkmalschutz
stehende Gotteshaus renoviert.
Jetzt schlägt die Stunde von
Fritz Radlinger. Der ehemalige Lehrer und Zweite Vorsitzender des
Fördervereins Mönchhofkapelle gibt dem Minister und dessen Tross einen
Einblick in die wechselvolle Geschichte. Es wird ein atemberaubender
Ritt durch die vergangenen 1300 Jahre des Mönchhofs. Franz Josef Jung
sitzt amüsiert lächelnd in der Kapelle, während Radlinger längst
vergangene Ortsnamen, Klosterhistorie, Schlachten des Dreißigjährigen
Krieges, Adelsgeschlechter und Anekdoten aneinander reiht, dass einem
schwindelig wird.
Herz schlägt für Eintracht
"Ohne Menschen wie Sie, die
sich ehrenamtlich engagieren, wäre unsere Gesellschaft ärmer", sagt Jung
zum Abschied. Und da ist es wieder, sein Thema. Diesmal schafft er es
über den Umweg "Dreißigjähriger Krieg" auf seine Bundeswehr zu kommen.
"Aus der Geschichte lernen wir, wie wichtig Frieden und Freiheit sind,
dafür leisten unsere Soldatinnen und Soldaten ihren Beitrag".
Noch ein gespritzter Äppler,
dann wird endlich richtig gewandert. Eine gute Stunde lang geht es
entlang des Mainufers nach Kelsterbach. Zeit für Gespräche mit den
Bürgern, Zeit aber auch für die aktuellen Fragen der Journalisten. Es
geht um Opel: "Die CDU hat mit der Suche nach einem Investor den
richtigen Impuls gesetzt", sagt Jung. Und es geht, natürlich, um
Afghanistan und den von deutscher Seite angeforderten Angriff auf zwei
von den Taliban entführte Tanklastzüge, bei dem es vermutlich fast
hundert Tote gab, darunter auch Zivilisten. "Die Kritik der letzten Tage
war unberechtigt", sagt Jung und betont, wie so oft in den vergangenen
Tagen, dass es seine Pflicht sei, sich vor seine Soldaten zu stellen.
Kurz vor den Stadttoren
Kelsterbachs, der "Perle am Untermain", blickt Franz Josef Jung
konzentriert auf sein Handy. Es ist 17.18 Uhr, kurz nach dem Abpfiff in
der Ersten Fußballbundesliga. "0:2", sagt er zufrieden. Seine
Frankfurter Eintracht, bei der er mehr als zwei Jahre lang Mitglied im
Aufsichtsrat war, hat in Freiburg gewonnen. Da steht er am Mainufer, in
mittlerweile staubigen schwarzen Jeans, offenem, hellblauem Hemd, und
liest noch schnell alle weiteren Ergebnisse vor - der Minister denkt
auch an die anderen Fußballfans in der Gruppe.
Zum Abschluss noch mal
Händeschütteln auf dem Kelsterbacher Altstadtfest. Maximalstress für die
Sicherheitsbeamten. Jung taucht ein, geht auf viele Menschen zu, nicht
überschwänglich, aber auch nicht zurückhaltend. Handyfotos werden
gemacht, er probiert Sangria und Pizza, plaudert in leichtem, weichem
Hessisch. Über Fußball, über Wein und auch über die Bundeswehr.
Aus "Main-Spitze" vom
11.09.2009:
Wandertour mit Jung
(red). Am Samstag, 12.
September, um 13 Uhr, startet CDU-Wahlkreiskandidat Dr. Franz Josef Jung
seine Wanderung von Rüsselsheim über das Mönchhofgelände in Raunheim bis
nach Kelsterbach. Alle Bürger sind eingeladen, mit zu laufen oder an den
Haltepunkten dazu zu stoßen und mit dem Minister ins Gespräch zu kommen.
Auch werden kleine Imbisse oder Getränke gereicht.
Start ist um 13 Uhr an den
Opelvillen. Hier wird es eine Erläuterung zu den Villen und zur Festung
geben. Danach geht es weiter zum Stadion am Sommerdamm. Dort wird die
Gruppe vom RRK-Präsidenten empfangen und es wird eine Führung durch das
Hockeystadion geben.
Um 14.45 Uhr wird ein Bus
die Teilnehmer zum Mönchhofgelände nach Raunheim fahren, wo eine
Besichtigung geplant ist. Im Anschluss gibt es eine Wanderung über den
Maindamm nach Kelsterbach auf, wo Jung gegen 17 Uhr auf dem Altstadtfest
eintreffen wird.
Am Vormittag von 10.30 bis
11.15 Uhr ist Jung zudem am Infostand der Rüsselsheimer CDU in der
Marktstraße. |